Zentralafrika

Eine ungewöhnliche Art, die Welt zu entdecken

Im Expeditionsbus quer durch Zentralafrika

 

Text und Fotos: Katharina Büttel

 

 

 

          Im rollenden Hotel von Namibia nach Tansania. Siebentausend Kilometer quer durch Afrika. Das Hotel ist ein orangeroter Expeditionsbus – eine Kombination aus Lastwagen, Reisebus und Schlafwagen. Das heißt: Vorne sitzen und schauen – hinten nach einem erlebnisreichen Tag in weißbezogenem Bettzeug in gemütlichen Kabinen schlafen. Ideal für all jene, die sich einen solchen Trip durch fünf zentralafrikanische Länder nicht ohne weiteres zutrauen.

          In Namibias Hauptstadt Windhoek treffen wir mit Neugier die anderen Mitreisenden für die nächsten drei Wochen. Zusammen sind wir zwanzig Traveller; die Gruppe ist altersmäßig gemischt und voller Erlebnisdrang. Sie erwartet unendliche Weite, grandiose Wildnis, paradiesische Gärten – von Dornbuschsavanne bis hin zu üppiger, tropischer Vegetation. Und welch eine Fülle an Neuem, Unerwartetem, an grandioser Natur liegt dazwischen.

          Beim Spaziergang durch Windhoek und später auf der Fahrt durch Namibia begegnen uns immer wieder Angehörige verschiedener Volksstämme. Dicke Hererofrauen zum Beispiel sitzen in ihren bunten, übereinander geschichteten Bauschröcken mit großen Schleifen um den Kopf mit Begeisterung wie bei uns nachmittags in Cafés vor dicken Tortenstücken. Im Straßenbild fallen immer wieder Hottentotten, Damara- und Himbafrauen mit ihren kunstvoll geflochtenen Zöpfen und exotischen Gewändern auf. Ein Farbrausch auf engstem Raum.

          Am nächsten Morgen gibt es eine Überraschung: Eine Extratour durch Namibias Steinwüste, der Namib, wird angeboten. Die lange Strecke lohnt. Wer bekommt schon mal eben die Gelegenheit, ein Wunderwerk der Natur mit eigenen Augen zu sehen? Die Wilwetschia-Pflanze, 1500 Jahre! alt, liegt ziemlich vertrocknet und fast farblos vor uns. Kaum zu glauben, dass sie nur hier in dieser Wüste mit dem speziellen Klima existieren kann. Auf der Rückfahrt durch die bizarre Felslandschaft erscheinen die roten Riesen-Sanddünen wie eine Fata Morgana.

          In Mokoros durch Seerosen-Kanäle

          Die Fahrt nach Maun, dem Tor zum berühmten Okavango-Delta, ist kurzweilig. Afrikas letztes Paradies im Herzen einer der größten Wüsten der Welt ist einzigartig. Das wasserreiche Refugium ist mit 13 000 Quadratkilometern das größte Binnendelta der Welt. Während wir in einheimischen Einbäumen durch schier endlose Labyrinthe mit dichten Seerosenteppichen gleiten, beobachten wir echt, lebendig und ganz nah verschiedenste Wildtiere – zum Beispiel Geparden im Baum oder auch nur Männer beim Fischen. Der erste Wildpark auf unserer Reise. Weitere vier werden wir sehen. Aufregend und einzigartig sind sie alle, doch landschaftlich total verschieden.

          Im elefantenreichen Chobe-Nationalpark zeigen uns Ranger den Weg in die Wildnis - Buschland, soweit das Auge reicht. Plötzlich kurzes Rascheln vor uns. Unerwartet taucht ein riesiger Elefantenbulle aus dem hohen Gebüsch auf, quert mit leichten Hüpfern den Pfad, um dann wieder langsam durchs üppige Unterholz zu stapfen. „Sie folgen stur ihren Wegen zu den Wasserlöchern“, sagt Ranger Joe. Jetzt verfolgt er Löwenspuren – eine Löwin mit ihren Jungen. Links herum, rechts herum, dazwischen eine kleine Herde Impalas. Impalas sieht man oft. Aber Löwen? Schakale, Hyänen, Kaffernbüffel und Zebras im Lauf machen einen fast schwindelig. In den Gelbfieberakazien springen Paviane von Ast zu Ast. Uns bieten sich Fotomotive im Überfluss. Morgens und abends ist das Licht am farbigsten.

           Abendstimmung mit Lagerfeuer am Chobe-Fluss. Hier beginnt ein Abenteuer, wie es Hemingway liebte: Große Elefanten-, Giraffen- und Büffelherden, Strauße, jede Menge Gnus. Löwen und Leoparden immer in Lauerstellung. Krokodile und Flusspferde gleiten ruhig vor uns vorbei. Es dauert eine Weile, bis der feuerrote Sonnenball zwischen den Palmen verschwindet.

          Picknick unter Schirmakazien

          Hitzeflimmernd, staubig und aus rotem Sand sind die schnurgeraden Pisten. Endlos die Fahrt durch Steppe und Buschland. Picknicks unter Schirmakazien sind immer wieder eine willkommene Unterbrechung. Sie spenden Schatten und lassen uns zusammenrücken. Und jedes Mal haben wir Zuschauer – in Sekundenschnelle sind wir umrahmt von kichernden und schwatzenden Kindern.

          Szenenwechsel. Eine nicht gerade vertrauenswürdig aussehende Fähre setzt uns über den Sambesi nach Sambia. Der längste Strom im südlichen Afrika bricht plötzlich ab  und stürzt tosend 105 Meter tief. Simbabwe und Sambia teilen sich „den Rauch, der regnet und donnert“. Und immer spannt die Sonne einen Regenbogen wie eine Brücke über die Katarakte. Der Engländer David Livingstone hat die Victoria-Fälle unter unsäglichen Strapazen 1855 nach langer, langer Suche entdeckt.

          Nach ausgiebigen Pirschfahrten kreuz und quer im Luangwa Nationalpark, erreichen wir Malawi, das ehemalige Njassaland. Es gilt als eines der schönsten Länder im subtropischen Afrika. Den Namen „Das warme Herz Afrikas“ trägt es zurecht. Nach dem Hitzeschleier der Savanne endlich Abkühlung auf dem 600 Kilometer langen Lake Malawi. Weit und breit sind wir allein.

          Träume von staubigen Pisten und Tänzen der Eingeborenen

          Spätestens jetzt hat uns alle das Afrikafieber gepackt: Der eine träumt am Strand von dichtem Dschungel, roten Rüttelpisten, alten Hängebrücken – andere nur von Staub und Hitze. Ich passiere Dorfgemeinschaften, weite Sisalplantagen. Ich höre die Trommeln der Eingeborenen, die zum Tanz einladen. Denke an die Fischer von Sansibar, wie sie Tag für Tag in ihren Auslegerbooten zum Festland segeln. Sehe den Naturhafen von Dar-es-Salaam in Tansania vor Augen, die prächtigen Kolonialbauten, die an deutsche Herrscherzeiten erinnern.

          Die Wirklichkeit hat uns schnell wieder – am frühen Morgen  mit einem wunderschönen Sonnenaufgang an einem weißen Sandstrand direkt am Indischen Ozean. Vor uns laufen junge Frauen mit vollbeladenen Körben vorbei. Ihr karges, an strenge Traditionen gebundenes Leben fasziniert. Aber mehr noch ihre Schönheit, die Fülle ihres Schmuckes und die leuchtend bunten Tücher.

          Ja, „Jenseits von Afrika“ liegt hier in der Weite des Landes, der Savanne und der Buschlandschaft. Wo nachts grandiose Orchester ertönen und die Abendsonne das Land in tiefes Rot taucht. Romantik ohne Fragezeichen...                                  

         

 

Reisetipps:

 

Rotel: Die 22-tägige Afrika-Tour von Namibia bis Tansania kostet mit Flügen und Halbpension (einfaches Frühstück und Abendessen), Studienreiseleiter, Nationalpark-Gebühren, Bootsfahrt u.a. im Hotelbus 3140 Euro/Person. Unterwegs wird auf guten Camping-Plätzen, in der Regel mit Restaurants und Kiosk, übernachtet. - Rotel Tours – Das Rollende Hotel, Herrenstr. 1, 94104 Tittling; Tel.: 08504-4040; Fax: 08504-4926; www.rotel.de

Empfohlene Impfungen: Cholera- und Gelbfieber, Malaria-Prophylaxe,

Typhustabletten.

Beste Reisezeit: Anfang Juli bis Anfang Januar.

  

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