Marokko

Hommage an Marrakesch

 

Keine Stadt Marokkos leuchtet so bunt

 

Text und Foto: Bettina Louise Haase

 

Marrakesch bedeutet in der Sprache der Berber „Erde Gottes“, „Tamurt n Akkuc". Die Stadt gehört zu den faszinierenden Städten der Welt – nicht umsonst wurde sie von TripAdvisor 2015 zur Touristenmetropole gewählt. Hier treffen sich Kulturreisende und Hollywood-Stars, Modefreaks und Gartenliebhaber. Denn Marrakesch ist auch eine Gartenstadt. Reisende lieben die Berbermetropole und genießen hier das besondere Flair zwischen Laissez-faire und Zirkusartistik.  Die Stadt liegt 460 Meter über dem Meer am Fuße des Atlas-Gebirges, das man bei gutem Wetter erkennen kann.

Man findet alte Basare, Magie und Schlangenbeschwörer, Akrobatik von Feinsten, und auch moderne französische Clubs und Bars. Auf dem Djemaa el Fna, dem zentralen Marktplatz von Marrakesch, herrscht phänomenales Chaos. Schriftsteller wie Elias Canetti und Bodo Kirchhoff haben dem Platz faszinierende Geschichten gewidmet. Jongleure und Wahrsagerinnen scharen ihr Publikum um sich, Verkäufer preisen schreiend ihre Waren an – frisch gepressten Orangensaft, gefälschte Markenhandtaschen, überteuerte Ledergürtel. An den Essensständen gibt es gegrillten Schafskopf, gekochte Schnecken und Hammeleintopf. Die Inhaber versuchen, die Touristen zielgruppengerecht an die Stände zu locken. Zuerst sondieren sie, woher die potenziellen Gäste kommen: „Hola! Español?“ „Bonjour! Français?“ „English? Hello my friend!“ Dann gehen sie auf Trends und Vorlieben ein. Als der Schneckenbrutzler merkt, dass wir Deutsch sprechen, macht er sofort auf Slow Food. „Leckerschmecker! Alles regional und bio!“ Danke, vielleicht ein anderes Mal. Marokkaner kennen ihre Gäste – und auch ihre Vorlieben…

Als Tourist in Marrakesch hält man plötzlich bunte Quasten für eine gute Idee – weil man sie an einer Schur, die die Sonnenbrille um den Hals pendeln lässt, gesehen hat und so ein Accessoire plötzlich unwiderstehlich findet. Und so läuft man abends los über den Souk, um genau so eine Quastenkette zu finden. Überhaupt – diese kanariengelben Babouches – warum sollte man die nicht auch in den Koffer für zu Hause stecken? Ideen gibt es in Marrakesch allerorts. Auf dem zentralen Wuselplatz Djemaa el-Fna trinkt man nicht nur den rotesten Granatapfelsaft. Nein, hier passiert, was idealerweise auf Reisen passieren sollte: Man kann für ein paar Tage in eine andere Version seiner selbst schlüpfen.  Vielleicht ist es das besondere Licht zur „Blauen Stunde“ ab dem späteren Nachmittag, das diese Verwandlung vollziehen lässt. Dieses Gemisch aus pastelligem Rosa und Hellblau, eine Art Filter, der sich zu dieser Stunde über die Stadt und das Land legt und es einfach himmlisch erscheinen lässt.

Auch Yves Saint Laurent war von diesem Licht überwältig, als er 1966 in die Stadt kam. Ohne Marrakesch sind Yves Saint Laurents bunten Kaftane und modischen Farbkompositionen nicht vorstellbar. Als er in den 1960er Jahren zum ersten Mal nach Marrakesch kam, war der Eindruck – so erzählt man sich – nicht wirklich gut: Eine Woche lang verbrachte der Künstler mit seinem Partner Pierre Bergé im schönsten Hotel der Stadt, dem La Mamounia im Regen bis schließlich am letzten Tag der Himmel aufklarte und der Designer im palmengesäumten Garten des Hotels sein Erweckungserlebnis hatte. Seit vergangenem Herbst hat das Museum mit seinen Kreationen eröffnet – und Marrakesch damit einen Hotspot mehr.
Nur wenige Gehminuten vom Museum entfernt liegt der Jardin Majorelle. Yves Saint Laurent kaufte den Garten 1980 gemeinsam mit seinem Lebenspartner Pierre Bergé und rettete ihn vor der Verrottung. Der Garten diente ihm als Rückzugsort vom Pariser Modetroubel, hier empfing er seine französische Entourage. Marrakesch wurde zur Ersatzheimat für seine fragile Künstlerseele, sie erinnerte ihn an seine Kindheit in Algerien. In einem Interview mit "Paris Match" sagte er über Land und Leute, die ihn so sehr an seine Kindheit in der algerischen Stadt Oran erinnerten: „Auch wenn ich an die Farben und das Licht Nordafrikas gewöhnt war, habe ich erst später, als ich Marokko kennenlernte, erkannt, dass meine Farbigkeit die der Dschellaba und des Kaftans ist. Den Wagemut, den ich seitdem an den Tag lege, verdanke ich der Schamlosigkeit der Mischungen und dem Feuer der Erfindungskraft dieses Landes." Nirgends war Yves Saint Laurent kreativer als hier. Heute zieht der Jardin Majorelle jährlich bis zu 800.000 Besucher an. Ein Spaziergang führt vorbei an rund 300 Pflanzengattungen in allen Grün-Blau-Kontrasten. "Ich träume oft von diesen Farben", sagte Yves Saint Laurent einst über seine kreative Oase.
In seinen Marrakesch-Tagebüchern, ein Konvolut aus 360 Blättern voller Notizen und Aktzeichnungen, beschrieb der Modemacher seine Zeit in Marrakesch als überaus glücklich. "Schwebend zwischen Himmel und Erde treiben wir zum Klang von Debussy auf einem Pianola", notierte er 1970. Der Mythos Marrakesch ist bis heute mit Yves Saint Laurent verknüpft, seine Asche wurde im Jardin Majorelle verstreut.

Ein weiterer Künstler, der in Marrakesch seine Heimat gefunden hat,  ist André Heller. Sein Garten Anima am Fuße des Atlasgebirges ist eine Gesamtkomposition, in die Heller all seine Kunst gesteckt hat. Der Eingang des Gartens liegt hinter einem schweren Holztor, fast wie der Eingang in das Serail. Wer über die Schwelle des Tores tritt, den empfängt ein raschelnder Bambushain und Kronen alter Olivenbäume. Längs der Gartenpfade die durch den Garten mäandern, duftet es nach verschiedensten Kräutern. Die Vögel zwitschern, man bewegt sich durch Pflanzspaliere und immer wieder tun sich kleine Innenräume zwischen den Skulpturen und Pflanzen auf, mit Bänken versehen, auf denen man verweilen und den Blick auf dem Garten ruhen lassen kann. Das war auch der Antrieb Hellers: Man sollte in seinem Garten ankommen dürfen, zur Ruhe kommen dürfen, auch nach erlittenen Traumata einen Ort der Kontemplation finden können. Diesen Anspruch erfüllt der Garten ganz und gar. Anima entführt einen in sein eigenes Paradies, einen Ort der geballten Sinnesfreude, der Kunst und der farbigen Fröhlichkeit – ein Garten, der zum Ablenken wie geschaffen scheint.

 

Informationen: Marokkanisches Fremdenverkehrsamt: www.visitmorocco.com
Hotel: Mövenpick Hotel Mansour Eddahbi Marrakech, www.mowenpick.com



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Tausend und eine Nacht

Als Frau allein in Marrakesch

 

Text und Fotos:

Friederike Kramer-Hartenholm

 

 

 

 

Das kommt davon, wenn man so gerne Märchen liest – ich MUSSTE einfach nach Marrakesch fliegen und alles sollte so sein, wie ich es mir vorgestellt habe!

Wohnen im Riad (Bedeutung: eingezäunter Garten) gehörte dazu. Riads sind kleine palastartige Häuser mit Innenhof, oft verschachtelt mit Türmchen, Erkern, vielen Terrassen, die auf verschiedenen Ebenen liegen. Meistens gibt es die Riads in der Medina, der Altstadt - authentischer geht es nicht! Das Wohnen ist viel intimer als in diesen riesigen Hotelburgen. Innen befindet sich ein romantisch bepflanzter Innenhof mit vielen Brunnen, in denen Rosenblätter schwimmen. Die exotischen Märkte sind zu Fuß zu erreichen. Riads haben nur wenige Zimmer und sie sind persönlich und liebevoll geführt. Es ist wie in einem feudalen Wohnhaus – Aufenthaltsräume, Bibliotheken, Haman-Dampfbad. In vielen Riads kann man ausgezeichnet essen.

           „Mein" Riad hieß Riad Ifoulki und wird von einem Deutschen geführt, der ihn mit viel Liebe eingerichtet hat. Morgens wurde ich früh von den Rufen des Muezzin geweckt; ich ging auf meine kleine Dachterrasse, von der ich einen bezaubernden Blick über die Altstadt von Marrakesch hatte und den ich besonders bei Sonnenuntergang genoss. Mein köstliches Frühstück mit frischen Säften und vielen dort gereiften Früchten stand – wie von Geisterhand – auf einem verzierten Tischchen auf der roten Sandsteinterrasse, wer hatte mich aufstehen gehört?

          Gestärkt verließ ich mein Domizil in mein kleines Gässchen an spielenden Kindern vorbei zum berühmten Markt Djemaa el-Fna ganz in der Nähe. Hier gibt es massenhaft Schlangenbeschwörer, Märchenerzähler (die umringt sind von Männern!), Medizinmänner und „Zahnärzte", Wasserträger, Henna-Bemalerinnen, Orangen- und Dattelstände, die die frischesten Früchte anbieten. Abends ist natürlich der Markt bevölkert und die Atmosphäre einmalig exotisch. Dann muß man schon mal kräftig „non!!" sagen, damit man nicht laufend angesprochen wird.

          Ein köstlicher Tee aus frischer Minze (thé à la menthe) im Café de France im 1. Stock mit Blick auf den Markt ist zu empfehlen und man ist bereit für einen Einkaufsbummel im Souk. Da heißt es aufpassen, daß man nicht zu viel kauft, denn es gibt so viel Schönes und der Koffer fasst nur 20kg - herrliche Babouches (Pantoffeln), Taschen, Wolle, Kleider, Teppiche, Holzarbeiten, Filz – oh jemineh, Handeln ist angesagt.

Die Handwerker-Souks sind am schönsten, hier wird noch gegerbt, Wolle gefärbt, Kupfer gehämmert, Gewürze gemischt.

Danach ging es zurück in den Riad zum Ausruhen und zu einem köstlichen Essen.

Aber nachmittags wollte ich mehr kennenlernen und spazierte zu der Stadtmauer, wo die Kamele rasten und viele viele Störche ihre Nester haben.

         Der nächste Tag gehörte einem der herrlichsten Gärten Marokkos: Jardin Majorelle, der zwischen 1922 und 1962 vom französischen Maler Jacques Majorelle angepflanzt wurde. Es ist ein bezaubernder Park mit Kakteen, Riesenbambus und Palmen, die besonders wirkungsvoll vor den blauen Mauern (nach den Overalls der französischen Arbeiter) wirken. Nach Majorelles Tod kaufte der französische Modedesigner Yves Saint Laurent, der nebenan wohnte, diesen Garten.

         Interessant ist auch die alte Koranschule, ein Juwel maurischer Architektur oder der Bahia-Palast.Die Koutoubia-Moschee mit ihrem 70 Meter hohen Minarett trägt drei goldene Kugeln an der Spitze. Der Legende nach wurden sie aus dem Schmuck einer der Frauen el Mansours, dem Erbauer, gefertigt, den diese als Buße opferte, weil sie während des Ramadan das Fasten gebrochen hatte, indem sie drei Weintrauben aß. Viele marokkanische Frauen sind modern und westlich gekleidet, aber aus Respekt sollte man in Marrakesch auf korrekte Kleidung achten.

          Nach meinen Stadterkundungen zog es mich aus der Stadt und so war ich am 3. Tag mutig, fuhr mit einem Taxi in den unteren Atlas, wo ein Muli (mit Führer) auf mich wartete und ich mich auf dem „Tier" hoch ins Gebirge wagte und oben von den reizenden Berbern köstlich mit Tajine – Gemüsesuppe mit geschmortem Huhn – bewirtet wurde. Männer bedienten mich, die unverschleierten Berberfrauen (mit Gesichtstätowierungen) kicherten im Hintergrund, waren aber trotzdem sehr offen. Bei den Berbern im Gebirge sieht man häufig „die Hand der Fatima" als Kette am Hals. Sie soll beschützen vor dem bösen Blick.

Der Besuch in der „roten" Stadt hat mich nicht enttäuscht und ich habe mir vorgenommen, einmal wiederzukommen.



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Real ist nur der Sand

Im Süden Marokkos können Reisende Drehorte berühmter Filme besuchen

 

Text und Fotos- Heidrun Lange

 

 

 

   

    Das Beste an der Wüste ist, dass dort so ungeheuer viel Platz ist, schwärmt Aimad Quaddi und blickt in die Ferne. Dort erheben sich die Berge in flirrender Hitze. Karge Hänge stehen in scharfem Kontrast zur sattgrünen Vegetation der Oasen. Die verschachtelten Dörfer wirken wie trutzige Festungen aus Lehm. Dies ist das Land der Berber. Weil so oder ähnlich auch Siedlungen und Landschaften im Alten Orient aussahen, jedenfalls in der Vorstellungswelt Hollywoods, ist die Region südöstlich von Marrakesch eine Lieblingskulisse der Traumfabrik.

Der Student und Studioführer Aimad kennt Ridley Scott, und zwar persönlich. Denn dieser hat hier in den letzten Jahren all seine Filme gedreht, nicht nur "Königreich der Himmel", sondern auch "Gladiator", "Black Hawk Down" und "Body of Lies", immer mit derselben Crew. Das Gelände kann man besichtigen, wenn nicht gedreht wird.

   

       Vom Sklavenmarkt zur Päpstin

       Förmlich von einem Film in den nächsten stolpert man in den Atlasstudios. Vorbei an dem Flugzeug, mit dem Michael Douglas „Auf der Jagd nach dem Juwel vom Nil“ war, geht es in einen tibetischen Tempel: Martin Scorsese drehte 1997 im größten Filmstudio Marokkos Szenen für „Kundun“. In der Halle liegen unbeachtet die Holzleichen aus dem monumentalen Epos "Gladiator" auf den Streitwagen.

Draußen laufen wir von einem Schauplatz der „Passion Christi“ zum Sklavenmarkt, auf dem „Gladiator“ Russell Crowe verkauft wurde.  Weiter geht es zu den Ruinen der „Päpstin“ und zum schon etwas ramponierten Palast aus „Asterix und Obelix“. Wir klopfen an Wände und Säulen. Es klingt hohl. Pappe, Bretter und Kunststoff sind hier zu täuschend echten Kulissen verarbeitet worden. Real ist nur der Sand unter unseren Füßen. Mitten auf dem Gelände befindet sich das Oscar Hotel. „Zwei Damen sind mal in Ohnmacht gefallen, als ihnen ein paar Männer mit falschen Holzgewehren, auf dem Weg zur Arbeit am Set,  entgegenkamen“, erzählt Aimad.

Als Drehort in Afrika ist die Region Ouarzazate die Nummer eins. Hier sind die Löhne niedrig. Ein weiterer Vorteil: das Land ist regensicher, die Sonnenscheindauer ist lang, so dass ein Drehtag voll ausgenutzt werden kann. Die Handwerker bauen geschickt eindrucksvolle Attrappen und Kulissen von Sets in riesigem Ausmaß. Jedoch einheimische Produktionen gibt es hier fast nicht. Die wenigen Filme, die in Marokko gedreht werden, brauchen keine historischen Kulissen und keine riesigen Studiohallen. Das westliche Kino aber braucht sie sehr wohl. Für die Region bedeutet das Arbeit. Aimad wirkt oft als Statist mit. Er war einer unter den dreitausend Komparsen bei „Gladiator.“  In den Komparsenkarteien sind die unterschiedlichsten Typen gespeichert. In Marokko gibt es ein breites Spektrum von sehr hellhäutigen bis zu sehr dunkelhäutigen Menschen.

      Das Kino und der Tourismus haben der Stadt zu Wohlstand verholfen. Das stimmt. Denn fährt man auf der Straße über das Atlasgebirge sind fast nur ärmlichen Dörfer zu sehen. Im Vergleich wirkt Ouarzazate trotz der vielen Bauruinen und halbfertigen Straßen wohlhabend.

Mittlerweile hat sich vor den Toren Ouarzazates ein regelrechter Industriepark entwickelt, in der Größe vergleichbar mit Studio Babelsberg oder den Bavaria-Studios.

       Damit ein wenig mehr vom Reichtum Hollywoods tatsächlich bei den Einheimischen hängen bleibt, gibt es inzwischen eine Filmschule. Hier werden Kulissenbau und Technik gelehrt, für die besser bezahlten Jobs hinter der Kamera. Die Kosten für einen Dreh betragen in Ouarzazate nur die Hälfte von dem, was man in Westeuropa bezahlen müsste. Die Arbeit an manchen Fernsehserien dauert Monate. Eine hieß "Die Passion Christi". Kommt es den Einheimischen nicht seltsam vor, in christlichen Filmen  mitzuspielen und Kirchen zu bauen? Aimad schüttelt den Kopf. „Vier Monate Arbeit für tausend Leute“, sagt er lapidar. Doch Marokkos Geschäft mit dem Kino ist beschädigt. Die großen Hollywoodstudios genehmigten weniger Filme und geben weniger Geld aus. Aber Ouarzazate war mit einem Umsatzrückgang von 25 Prozent davon nicht so stark betroffen wie die restliche Filmwirtschaft des Landes, die einen Rückgang von 40 Prozent verkraften musste. Der Nahe Osten ist zwar weit weg, aber fast immer, wenn man ihn im Kino sieht, sieht man Marokko. Denn es galt viele Jahre lang als das stabilste, sicherste Land in der Region. Ob das so bleibt? „Es wird sich zeigen, denn einige Demonstrationen gab es in unserem Land. Das hat sich schnell wieder gelegt. Der König hat kein alleiniges Stimmrecht mehr im Parlament,“ erzählt Aimad.

 

      Ein Kulisse wie im Bilderbuch

      Am südlichen Hang des Atlasgebirges, rund 30 Kilometer nordwestlich von Quarzazate liegt das alte Berberdorf Aït-Benhaddou, seit 1987 Unesco-Weltkulturerbe. Hier und da haben sich einige Palmen dazu durchgerungen in der kargen Landschaft zu leben. So versteckt das gefestigte Dorf auch sein mag, so berühmt ist es. Es  gehört zu den schönsten Ansiedlungen, die aus getrockneten Lehmziegeln gebaut wurden. Nicht zuletzt wegen seiner Bilderbuchkulisse: In der Ferne verschmelzen die schneebedeckten Drei- und Viertausender des Hohen Atlas mit einem blaugrauen dunstigen Nachmittagshimmel. Davor eine fast surreale Hügelödnis, in die sich der rotbraune Ksar, umgeben von Obstgärten und kleinen Feldern, so harmonisch schmiegt, als sei er von Natur aus entstanden.

Benannt ist es nach einer einst hier ansässigen Berbergruppe, die  zur Zeit der Almoraviden im 11. Jahrhundert am Asif Mellah den Handel auf der alten Karawanenstrasse zwischen Timbuktu und Marrakesch kontrollierten.  Noch immer führt eine kleine Gasse bergab ins Flussbett. Der Fluß ist nur zur Hälfte mit Wasser gefüllt. Wir laufen über Sandsäcke um auf die andere Seite zu kommen. Vor uns thront der beeindruckende, mächtige Lehmkomplex. Türme mit Zinnen und Schmuckornamenten, hohe Mauern, Torbögen, Dattelpalmen und grüne Oasengärten in der ansonsten kargen, steinigen Umgebung. Hier ließ Scott für „Gladiator“ sogar ein Stadttor zusätzlich hochziehen. An manchen Stellen blitzt es weiß unter der Lehmverputzung hervor. Styropor, eine Attrappe für einen Kinofilm. Die für Europäer und Amerikaner surreale, exotische Kulisse von Ait Benhaddou wurde bereits für mehr als 60 Hollywood-Filme genutzt.  Für Szenen aus „Sodom und Gomorrha“, „Lawrence von Arabien“ bildete es die perfekte Kulisse. Die Amerikaner haben immerhin die eingefallenen Lehmornamente, die Zinnen und die Wandoberflächen instand setzen lassen, so dass der Ksar von Ait Benhaddou so wohl gepflegt wirkt wie früher, als noch jedes Frühjahr die Regenschäden des Winters behoben wurden.

 

       Zum Abschluss einen Minztee

       Durch ein Labyrinth aus ineinander verschachtelten Lehmruinen mit niedrigen Durchgängen wandern wir durch schmale Gassen und steigen uralte Steintreppen bergauf. Oben befinden sich noch die Ruinen einer alten Speicherburg, wo früher Lebensmittel und Waren für die Gemeinschaft gelagert wurden. Von dort hat man eine herrliche Aussicht auf die umliegenden Täler und Berge. Der Fluß  schlängelt sich wie ein grünes Band durch die braunen Steinhügel und Siedlungen. Mit ein wenig Fantasie kann man sich vorstellen, wie Peter O'Toole als "Lawrence von Arabien" durch den Staub galoppiert. Einige Zeit ist es her, als Russell Crowe in der Arena direkt neben dem Collosseum für den „Gladiator“ kämpfte. Die wenigen Einwohner des Wehrdorfes schütteln nur den Kopf. Die Szenen, als Morgensterne auf Schädel krachen und  Köpfe in den Sand der Arena rollen, die der Regisseur in die Kinosäle brachte, waren jedenfalls nichts für schwache Nerven. Aber immerhin jetzt bringt es dem Ort Besucher. Als wir bei einem Minztee im Cafe sitzen, läuft unser eigener Film ab: „Ein Leben in Echtzeit.“  Eine marokkanische Jugendsportmannschaft schlurft durchs Bild. Ein wie Brad Pitt aussehender Backpacker sucht nach einer Unterkunft. Eine Katze schlendert mauzend um die Tische. Ein fliegender Händler balanciert ein Blech Kekse mit Sesam und Mandel bestreut. Er will uns in seinen Laden locken. Er sieht  Morgan Freeman verdammt ähnlich. Ist es aber mit Sicherheit nicht.

 

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Anreise:
Von Frankfurt am Main fliegt Royal Air Maroc täglich über Casablanca nach Ouarzazate, Preis ab 300 Euro plus Gebühren.

 

Auskunft:

Staatliches Marokkanisches Fremdenverkehrsamt in Deutschland
Graf-Adolf-Straße 59
40210 Düsseldorf
Deutschland
Tel: 0049 (0)211 37 05 51/52
www.tourismus-in-marokko.de

 

Oscar Hotel Marokko

Km5 Route De Marrakech B.p 28 Tassoumaate

Quarzazate

e-mail: info@oscarhotel.ma

ab 34 Euro pro Person und Nacht

 

Eintritt ins Filmstudio:

Pro erwachsene Person  5 Euro

 

Reiseveranstalter:

Quarzazarte in Marokko ist bei Rundreisen von Neckermann Reisen und Thomas
Cook Routenpunkt. Bei Thomas Cook bei der ,,Klassischen Rundreise", bei
Neckermann Reisen bei der ,,Große Marokko-Rundreise" und bei der Tour
,,Rundreise Kasbahs, Wüsten und Oasen".

 

              

 

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Nur selten kommen Fremde vorbei

Der Anti-Atlas in Marokko: Eine Wanderung durch das karge Land

 

Text und Fotos: Heidrun Lange

 

 

Wandern im Anti-Atlas, dem der Sahara zugewandten Gebirgszug Marokkos, das ist karges Land. Die Farben der Landschaft sind Braun und Blau. Braun wie die Kleidung der Nomaden, blau wie ihr Turban. Blau wölbt sich der Himmel über diese Welt, braun sind die Berge, fast soweit das Auge reicht.  Nichts außer Sand gibt es zu sehen. Das Gebirge im Anti-Atlas wird selten besucht. Wir treffen auf der dreitätigen Wanderung nur Berber, Esel und Kamele.

Ein Dorf muss in der Nähe sein, hinter den Zelten sind Felder zu erkennen, man hört die rostigen Schreie von Mulis.  Mitten im Nichts steht ein Zelt. Ali, ein Berber bittet uns zu sich herein. Wir stellen unsere staubigen Stiefel an den Zeltrand und nehmen auf den ausgebreiteten Decken im inneren des Zeltes Platz. Der alte und auf einem Auge blickgetrübte Mann, der uns herein gewunken hatte, kocht für uns Tee. Mit einem Stein hackt er den Zuckerklumpen klein. Dann wickelt er ihn wieder in Papier. Gelenkig geht der Alte in die Hocke und schenkt uns ein. In langem Strahl sprudelt Grüner Tee mit frischer Minze in kleine Gläser. Für Ali und alle Marokkaner versinnbildlicht die Zeremonie des Thé à la menthe das Universum: Die sinia, das kreisrunde Tablett, stellt die Erde dar, die Teekanne den Himmel, die Gläser den Regen; durch den Regen vereinigen sich Himmel und Erde. Ali zeigt in die Ferne. Sechs Kilometer entfernt in der Stadt wohnen seine Kinder. Manchmal nimmt er seinen Esel und besucht sie. Während wir weiter wandern, treffen wir Immer wieder auf Bewohner. Sie beackern steinigen Boden und kahle Berghänge.  Im Oktober hat es zum Glück geregent. Schafe und Ziegen finden ab und an einen Grashalm.  Mohammed schickt uns zum mächtigen Tafelberg,dem M´Daour Serir. Über einen Teil der Bergkette Djebel Bani sollen wir zu den großen Dünenfeldern des Erg Smar wandern. Mhammed macht es uns vor, während der großen Mittagshitze kraxelt er  in Amtoudi  auf die Speicherburg.  Abends essen wir mit den Berbern Tajine, das Nationalgericht. In der winzigen Küche steht ein Steinofen. Gemüse, Fladenbrot und Fleisch wird geschmort. Mit Kreuzkümmel und Koriander gewürzt.

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Auskunft:

Staatliches Marokkanisches Fremdenverkehrsamt

Graf-Adolf-Straße 59

40210 Düsseldorf

Tel: 0211 37 05 51/52

Internet: www.tourismus-in-marokko.de

e-mail: marokkofva@aol.com

Veranstalter:

Die Trekkingtour wird von angeboten:

TRH-Reisen / Im Schnepfenflug 20 / 67147 Forst / Tel: 06326-9675753

E-Mail: team@trh-reisen.de / www.trh-reisen.de

Beste Reisezeit:
Von März bis Mai sowie während der Monate September und Oktober. Für die kalten Nächte in der Wüste sind warme Kleidung und dicke Schlafsäcke erforderlich, wobei die Temperatur – anders als im Winter – nicht bis auf den Gefrierpunkt sinkt

Klima:

Die Tage können heiß werden, die Nächte hingegen fühlen sich an wie Winter bei uns.

Währung:
Die marrokanische Währung heißt Dirham (DH). (1DH=0,10 EUR)

Ausrüstung:

Da die Temperaturen stark wechseln, empfiehlt sich das Zwiebelsystem. Praktisch ist Kleidung aus High-Tech-Material, das den Schweiß nach außen leitet, so dass die feuchte Kleidung nicht am Körper klebt. Zur Not tun es aber auch Jeans und T-Shirt. Unerlässlich sind stabile, gut eingelaufene Wanderschuhe, die den Knöchel stützen. Ein warmer Schlafsack ist für die kalten Nächte dringend zu empfehlen.

Kondition: Man muss kein Hochleistungssportler sein, um im Atlas-Gebirge zu wandern. Eine gute Grundkondition, die man auch durch Joggen bekommt, sollte man jedoch mitbringen.

 

Literatur:

Die beschriebene Region kommt in keinem der deutschsprachigen Reiseführer vor. In folgenden Büchern wird aber dem Atlasgebirge insgesamt Raum gewidmet:

DuMont Visuell: Marokko; reich bebildert und lehrreich.

APA Guide Marokko; viel Lesestoff, große Fotos.

Polyglott Reisebuch Marokko; viele praktische Informationen.

 

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