Malawi

 Malawi- das warme Herz von Afrika
Text und Fotos: Annchen Witt

 

Lilongwe, die Hauptstadt von Malawi mit ihren 350000 Einwohnern, ist so gar nicht typisch afrikanisch. Wie den meisten geplanten Hauptstädten fehlt ihr die pulsierende Eigendynamik alter gewachsener Städte. Lilongwe wird gern als Tor zum Lande benannt und ist der Knotenpunkt aller bedeutenden Luft- und Verkehrsverbindungen des kleinen Malawis. Wir öffnen das Tor zur faszinierenden Pflanzen- und Tierwelt, indem wir dem Kleinbus Rosa unser Vertrauen schenken. Er soll in den nächsten Tagen tausende von Kilometern unser treuester Begleiter werden.

 

Im Innern des Landes- Der Kasungu Nationalpark
Wir befahren teils gute Teerstraßen und holpern später auf rötlichen Sand- oder grauen, kurvigen Schotterpisten unserem nächsten Ziel entgegen, nämlich dem Kasungu Nationalpark. Wir kommen an vielen Ortschaften vorbei, an immergrünen Feldern wo Tabak angebaut wird. In Windeseile kommen Kinderscharen herbei. Am Parkeingang fasziniert uns das Schild: Hier haben Elefanten Vorfahrt. Wir spähen so viel wir können. Nur Elefanten kommen uns vorerst selten zu Gesicht. Nach Schätzungen leben in diesem Gebiet 300 Elefanten. Einst war diese tsetseverseuchte Region für menschliche Ansiedlungen ungeeignet. Daher wurde dieses Gebiet bereits 1922 zum Waldreservat erklärt .Heute gibt es Programme, die weitgehend die Tsetsefliegenplage eindämmen. Die Landschaft im Park besteht vorwiegend aus Miombowäldern und sumpfigen Grasebenen. Die Tierwelt ist sehr artenreich, leidet jedoch durch zunehmende Wilderei. Wir erfahren es am Abend in der herrlich gelegenen Lifupa Lodge mit Ausblick auf einen künstlich angelegten Stausee. Unsere Rondavells- luxuriöse Rundhütten sind sehr geschmackvoll eingerichtet. Höher liegend gewähren sie natürliche und fantastische Ausblicke. Mit Einbruch der Dämmerung beginnt das Schnauben der Flusspferde und vereinzelt lauern die gefürchteten Krokodile auf ihre Beute. Es ist schon ein ungewöhnliches Gefühl hier inmitten der Wildnis ursprüngliche vergessene Paradiese hautnah zu erleben.

 

Nyika- heißt die Wildnis
Ein überraschender Anblick am Morgen. Die sanften Dunstschleier lösen sich und die Sonne bricht leuchtend hervor. So weit das Auge reicht, entdecken wir eine mit wogendem Gras bewachsene Anhöhe, dann schroffes Felsgestein, teils karge Landschaft aber auch Hügel mit smaragdgrünem Regenwald und alles in 2000 Metern Höhe. Nach dem quirligen Leben der Dörfer herrscht hier eine unglaubliche Stille. Eine unbeschreibliche faszinierende Anziehungskraft strahlt dieses Hochland mit seiner herben Schönheit aus. Das Nyika- Plateau ist ein noch so unberührtes Wildnisidyll und zugleich die wenigste erforschte Region Malawis. Der Nyika Nationalpark ist mit 3200 Quadratkilometern das größte und höchstgelegene Schutzgebiet Malawis. Unweit von unserer Lodge soll in der Nacht eine Antilope von einer Hyäne gerissen worden sein, weis unser Begleiter zu berichten. Einige von uns satteln die Pferde um der reichen Tierwelt hoch zu Ross ganz nah zu sein, während wir lieber den Jeep bevorzugen, um die schier endlose Pracht der tausenden leuchtenden Orchideen, wilden Gladiolen, Irise und alpinen Pflanzenwelt mit John unserem Guide zu bestaunen. Wegen dieser Blütenpracht soll der Dezember der beste Reisemonat sein, erzählt John. Wir sind ausgestiegen und betrachten die Artenvielfalt der etwa 100 Orchideensorten. Plötzlich mahnt John leise zu sein, denn ganz in der Nähe beäugt uns ein riesiger Wasserbock. Wir verstummen vor der majestätischen Erscheinung. Auf der Rücktour geht's an einem blühenden Proteawald vorbei. Wenige Meter vom Camp entfernt stoßen wir auf den schönsten Märchenwald der Welt. Die Gebrüder Grimm klatschten bestimmt vor Freude in die Hände, denn hier sprießen herrlich giftig rot-weiße Fliegenpilze stolz aus dem Waldboden. Abschied nehmen von der Nyika Safari Company- der luxuriösen Chelinda- Lodge, heißt die Welt mit anderen Augen sehen. Deutschland führt hier derzeit ein sechs Millionen Euro teures Aufbauprojekt durch, wobei touristische Einrichtungen erweitert und Wege im Park angelegt werden. Es ist zu hoffen, dass dieses Kleinod der Wildnis pur erhalten bleibt und Unterstützung weltweit erfährt.

 

Malawisee der Sternensee
Als größte Seenkette, die sich am uralten Boden des afrikanischen Grabenbruchs entlang zieht, gehört der Malawisee zu den wahren Kostbarkeiten dieser Welt - ein Süßwassersee. Der See ist 24000 Quadratkilometer groß, etwa 575 km lang und 85 km breit und somit der drittgrößte See Afrikas. Auf unserem Weg nach Chintheche besuchen wir oberhalb des Sees im Norden die Tonga-Tours-Lodge. Wir sitzen auf der Terrasse, erfrischende Getränke werden gereicht. Unser Blick schweift hinunter auf eine malerische, romantische Bucht mit türkisblau schimmerndem Wasser. Spitze Schreie von Truthähnen dringen ans Ohr, am Horizont treten die Konturen des Gebirges hervor. Der See so reizvoll er auch mit seinem kristallklarem Wasser und feinsandigen Stränden sein mag, hat eine Tücke. Vor einem kühlenden Bad sollte man sich schon vergewissern an welchem Ort mit Begegnungen von Flusspferden und Krokodilen zu rechnen ist. Zum anderen besteht die Sorge vor einer Bilharziose-Infektion. Winzige Würmer dort lebender Schnecken können sich unbemerkt durch die Haut der badenden Menschen bohren und schwere Gesundheitsschäden zu fügen. Deshalb heißt es, nur an Stellen baden, wo Zonen mit kräftigem Wellengang und die feinsandigen Strände schilffrei sind. Auch rund um die Fischerdörfer ist Vorsicht geboten. Sicher sei allerdings mit einem Boot zur Mitte des Sees zu fahren und dort im klaren Wasser zu baden und dabei den farbigen Fischreichtum zu sichten.

 

Idyll fern der Heimat
Am Abend, in einem exzellenten Landhaus mit Terrasse, direkt am weiten Sandstrand dem Chintheche Inn angekommen, erleben wir einen Binnensee mit plätschernden Wellen und geschmeidigen Palmen an den Ufern. Die ideale Umgebung für einen friedvollen Urlaub. Diese Region ist noch jung und eher ein Geheimtipp. Hier ziehen am Abend die stillen Fischerboote durch das glasklare Wasser und bringen die schillernden Fische in den Einbäumen zum Strand. Mit Liedern der Kinder werden die Fischer empfangen und auch uns Fremden treten sie lachend entgegen ohne jegliche Scheu. Die Gesänge verklingen und der Abend mit dem Festival der Sterne zieht uns in seinen Bann. Bei Sonnenuntergang spiegeln sich tatsächlich die leuchtenden Farben im See wieder. Der See reflektiert das Himmelszelt selbst den wunderbaren Bogen, der die Milchstraße bildet. Der Malawisee wird zu David Livingstons Sternensee.

 

Das Abenteuer geht mit Dir auf Tuchfühlung
Seit Morgengrauen rattern wir erneut auf den holprigen Schotterwegen entlang. Ab und zu prasselt ein Regenschauer nieder. Es ist auch Regenzeit. Andreas aus unserer Gruppe schnarcht sanft, während Reinhold die noch zu fahrenden Kilometer laut Karte errechnet. Plötzlich ein Schlingern, alle sind hellwach und schon sitzt unser Bus Rosa im aufgeweichten rötlichen Schlamm fest. Kann heiter werden, so meine Gedanken. Unser gemeinsamer Optimismus ist anfangs groß, im Nu werden verfüllbare Gegenstände gesucht. Stöcke, kleine Steine, vielmehr ist in dieser Einöde nicht zu finden. Die feuchte Hitze, der Regen und die aufkommende Müdigkeit lassen unsere Unternehmungen hilflos werden. Doch immer tiefer wühlt sich Rosa in den Dreck. Wir bekommen ohne fremde Hilfe das Gefährt nicht aus dem Schlamm. Noch spricht es keiner aus. Alle sind beschmutzt, ratlos und hungrig. Endlich, nach Stunden, ein Auto - wir schreien vor Erleichterung und Freude. Es sind belgische Touristen, die wie wir auch zur "Chelinda -Lodge" wollen. Sie sind natürlich mit einem Vierradantrieb unterwegs, aber uns rausziehen funktioniert nicht. Zum Glück quälen wir gemeinsam ihren Jeep aus dem Schlammloch und sie nehmen Andreas mit, um Hilfe zu holen. Es regnet stärker, die afrikanische Nacht bricht mit Macht herein. Bis zum Camp brauchen gute Fahrer zirka zwei Stunden. Für unsere Gruppe schwindet allmählich die Hoffnung, die Nacht in einem Bett zu verbringen. Endlich flackern in der Ferne Scheinwerfer auf, wir werden gerettet. Durch den mittlerweile noch schlammigeren Boden stapfen wir in der Dunkelheit zu den Jeeps. Seltene Grunztöne werden laut, einer schreit Lions -"Löwe" signalisiert mein Gehirn. Neben mir fällt Reinhard längs in die Schlammrinne, rappelt sich blitzschnell auf und klettert vollkommen verschmiert in den Wagen. Aber das ist im Moment völlig unwichtig. Vor Erschöpfung spricht keiner mehr sondern alle dösen erleichtert vor sich hin. Etwa nach zwei Stunden erreichen wir klatschnass das Camp der Nyika Safari Company und sind uns einig, das war ein adrenalinpumpendes Abenteuer. Der herzliche Empfang im Camp am knisternden Kaminfeuer lassen die Strapazen der vergangenen Stunden schnell vergessen. Ein reinigendes, wärmendes Bad und später das schmackhafte Nacht-Dinner mit südafrikanischen Wein stimmen den letzten Pessimisten froh.

 

 

Auskunft:
Flug:
Mit South African Airlines zunächst nach Johannesburg, von dort aus wieder nach Norden mit einem kleineren Flugzeug in Malawis Hauptstadt Lillongwe Über London und Nairobi fliegt British Airways nach Lillongwe.
Darmstädter Landstraße 125, 60598 Frankfurt
Tel.: +49 69 29 98 030, Fax +49 69 29 98 055
E-mail: info@fra.flysaa.com
www.flysaa.com


Hotels:
Ein empfehlenswertes Hotel befindet sich in der Hauptstadt Lillongwe - das Imperial Hotel. Es bietet für eine Übernachtung im DZ schon ab 40US$ an, das EZ ab 25US$.
Die Safari Beach Lodge - von zwei Deutschen geführte Unterkunft, liegt direkt am Malawi-See. Susanne Kneissl und Georg Kloeble wissen viel über das Land zu berichten. Ihre "Wildlife Action Group" bietet für interessierte Reisende mehrwöchige Praktika an. "Livingstone Tours" wird vom deutschen Biologen Albrecht Gorthner angeboten: In kleinen Gruppen führt er Reisende durchs Land.
"Livingstone Tours"
Mühlwiesenstraße 3, 72555 Metzingen
Tel.: +49 7123 92 09 43, Fax: +49 7123 92 09 44
E-mail: livingstone.tours@t-online.de
www.livingstone-tours.de