Kenia

Frühstück mit Leo

Text und Fotos: Katharina Büttel

 

Kenia ist für einen reinen Badeurlaub viel zu schön. In den Tierreservaten heißt das Zauberwort Eco-Tourism: Die Lodges bieten den Gästen Safari-Abenteuer in wunderbarer Wildnis mit allem Komfort und den Einheimischen eine Zukunft.

 

          Der Maasai kommt im ersten Morgengrauen. Sanft pocht er an die dünne Zeltwand des Camps und weckt auf altenglische Art zur Frühsafari. Zwischen Nacht und Tag verstummen die Rufe des Perlkauzes. Jenseits des Mara Rivers lärmt ein Pavian-Trupp in den Wipfeln des Galeriewaldes. In der Ferne brüllen Büffel. Der Wächter weist auf tiefe Abdrücke im Sand. Spätestens jetzt weißt du, die Bestien sind da – man sieht sie bloß nicht.

          „Da ist was dran. Die Tiere im Reservat leben meist im Verborgenen. Auch wir müssen sie immer wieder suchen", erklärt Ranger David vom Porini Camp - mitten im Busch der Maasai Mara, der auf Kenias Seite liegenden Pforte in die weltberühmte, weite Ebene der Serengeti. Das Land, auf dem die sechs wohltuend unauffälligen Safari-Zelte mit Solarenergie entstanden, gehört dem Stamm der Maasai. Für dessen Nutzung wird ihnen Pacht bezahlt. Ein Teil davon fließt in ihre Kommunen zur Verbesserung der Infrastruktur und in die Ausbildung junger Maasai. Als Ranger, Servicepersonal oder Köche sehen sie ein Chance, ihr Leben und das ihrer Familien zu sichern und zu bereichern. Öko-Tourism bedeutet aber auch, die Wildnis, die Szenerie und die Tiere zu schützen, die Besucher teilhaben lassen am Leben im Busch. Und das Nomadenvolk muss sich bewusst werden, wie kostbar ihr Paradies ist. „Das ist der Afrika-Tourismus der Zukunft", ist sich David sicher. „Deswegen bin ich von London hierher ins Land meiner Kindheit zurückgekehrt".

 

       Nach dem Tee geht es auf Pirsch     

      Gestärkt mit einer Tasse „early morning tea" in der Morgenkühle auf der Terrasse beginnt die erste Pirsch noch vor dem Frühstück. Morgens und nachmittags, wenn das Licht am farbigsten und das Wild am muntersten ist, schwärmen die Landrover ins mannshohe Grasland aus. Am Horizont grasen Tommy-Gazellen und springende Kudus. Wir merken, wie der Zauber der Wildnis von uns Besitz ergreift.

         Ein Trupp Impalas kreuzt den Weg. Eine Herde Kaffernbüffel bricht durchs Gehölz, halb vernebelt von ihrer eilig aufgewirbelten Staubwolke. Vor einem Akazienwald äsen Giraffen, lebhafte Zebras, Antilopen und Gnus. Eine Mischung wie in der Arche Noah. „Simba, look!" Marima, der geschickte Spurensucher mit scharfen Augen, sichtet schnell den ersten Löwen unter einer Schirmakazie. Unendlich faul und schrecklich gelangweilt an uns vorbeiblinzelnd, als sei man Luft, liegt er im Schatten hingestreckt - satter Frieden ringsum. Kurz darauf dreht er gemäch-lich auf der holprigen Sandpiste ins Dickicht ab. Bis abends wieder der Magen knurrt und der Boss seinen Harem auf Treibjagd schickt...

          Nicht minder nah geht die Autopirsch an Giraffe, Gepard, Hyäne und Raubadler heran. Herzklopfen stellt sich beim Rendezvous mit einem Nashorn und den grauen Riesen ein. In Familienformation stampfen die Kolosse durch die flache Savanne. Plötzlich Stille. Vier Löwenmütter mit ihren Kleinen sitzen bewegungslos im Gras, ziehen lautlos weiter – nur sechs Meter von uns entfernt. Das Auto, beruhigt der Ranger, werde vom Wild als großes, nicht erlegbares Tier gesehen und in Ruhe gelassen. Wir wollen näher heran, verfolgen sie, der Landrover mäht alles um. Bäume, Büsche, Äste jeder Größe nimmt er frontal – wir bleiben den Raubkatzen auf der Spur. Mal verschwinden sie im hohen Gras, mal funkeln ihre Augen durch das struppige Gebüsch. Einfach wunderschön!

          Die Sonne brennt schon ohne Milde, als wir unser Frühstück von Safari-Koch Obeia vom Victoria-See genauso gierig verschlingen, wie das weite Land mit unseren Blicken. Eier, gebratener Speck, frische Früchte, Toast und heißer Kaffee. Einen halben Steinwurf neben dem Camp knistert es im Geäst.

        Jahrtausende binnen weniger Stunden zu überbrücken – in Kenia wirkt das scheinbar Unmögliche wie selbstverständlich. An der Küste das Heute mit Hotels und weißen Segelyachten jeder Kategorie, Nightlife je nach Geschmack und einer Infrastruktur, die vorhanden, aber noch ausbaufähig ist. Und dann, im Landesinnern, das Gestern. Ein Hauch aus der Kolonialzeit, der noch immer durch die Lodges und Camps zieht. Wo abends mit einem Glas Gin Tonic der Staub der Savanne und der roten Rüttelpisten hinuntergespült wird und die unendliche Geschichte der zehn Löwen und fünfzig Elefanten beginnt, die man mit dem 300er-Tele erlegt hat. Wo man an festlich gedeckten Tischen sitzt und die freundlichen Maasai Tabletts voller Köstlichkeiten servieren. Wo unter funkelnden Sternen rund ums Lagerfeuer auch mal Einheimische mit Stammestänzen überraschen – vermischt mit Geräuschen der Wildnis.

       

        Das Abenteuer beginnt in den großen Wildreservaten       

        Und schließlich das Vorgestern. Oben am Lake Turkana, dem ehemaligen Rudolphsee, wo der kriegerische Stamm der Turkanas lebt wie vor Tausenden von Jahren – unverändert. In der Maasai Mara und in Samburu, der Heimat der Meru-Maasai und ihrer verwandten Stämme. Noch folgt das Nomadenvolk mit seinen Rinder- und Ziegenherden den besten Weidegründen, tragen die Krieger ihre langen Haare in viele, feine Zöpfe geflochten, die sie mit einem Gemisch aus Tierfett und roter Erde einkleistern. „Nein, tauschen würden sie die Freiheit des Busches gegen die Enge der Städte nicht. Noch nicht". Ranger Francis von der edlen „Elsa's Kopje"-Lodge nippt am gekühlten Sundowner, blickt dabei nachdenklich über das üppiggrüne Tal der Savanne im Meru-Reservat.

          Das Bild gerät ein wenig in Schieflage, als uns Marima in seinen Kral führt – gegen Bares für Maasai-Kunst versteht sich. „Von dem Geld der Touristen bezahlen wir Schulgeld, Bücher und andere wichtige Dinge des Lebens", erklärt seine Erstfrau Mary selbstbewusst, und blockt so eventuelle Fragen der Besucher ab. Junge Mädchen singen zur Begrüßung; in den Hütten aus Zweigen und getrockneten Kuhfladen, den Manyattas, schlägt uns beißender Rauch vom offenen Herdfeuer entgegen. Maasai-Mütter, die ihre Babys auf den Rücken binden, stampfen Hirse im Mörser fürs Mittagessen. Ihr karges, an strenge Traditionen gebundenes Leben fasziniert; noch mehr aber ihre Schönheit, die Fülle ihres Schmuckes und die leuchtend bunten Kleider und Umhänge. Fotomotive im Überfluss.

          Das Abenteuer Afrika, wie Hemingway es liebte, beginnt in den großen Wildreservaten, in der Meru um den Mount Kenia, am Kilimanjaro - und in Tansania. Wo Hunderttausende von Gnus, dem Gesetz der Jahreszeiten folgend, einen gigantischen Kreis ziehen, die Grenze missachtend von der Maasai Mara in die Serengeti und zurück. Wo die „Big Five" - Löwe, Büffel, Elefant, Nashorn und Leopard den Menschen als Feind nicht mehr fürchten müssen.

          Die Abendsonne taucht das Land in tiefes Rot. Nachts ertönt aus der Savanne ein grandioses Orchester, aus tausend Kehlen schnurrend, quiekend, röhrend. Unvergleichlich.

Service:

 

Einreise: Das Visum kostet 51 Euro, erteilt bei Ankunft auf den Flughäfen Nairobi oder Mombasa.

Beste Reisezeit: Von Dezember bis April – die Trockenzeit in Ostafrika, in der die Tiere nah an die Wasserstellen kommen.

Anreise: Die LTU fliegt von 9 deutschen Flughäfen ab 199 Euro/einfache Strecke nonstop nach Kenia; Business Class einfach ab 679 Euro, www.ltu.de; Tel.: 0211-9418530.

Impfungen: Malariaprophylaxe das ganze Jahr über dringend empfohlen. Unumgänglich während der Regenzeit März bis Juni und Oktober bis Dezember.

 

Veranstalter: Eine Pauschalreise aus Badeurlaub und Safari ist unproblematischer und preiswerter als ein „selbstgestricktes“ Programm.

Windrose, www.windrose.de;

FTI, www.fti.de;

Rotel Tours, www.rotel.de;

Marco Polo, www.marco-polo-reisen.com u.a. bieten interessante Baustein-Reisen an.

 

Unterkünfte: Mara Porini Camp, www.porini.com; Elsa’s Kopje, www.elsaskopje.com; Saruni Safari Camp; www.sarunicamp.com; Hotellegende „The Norfolk“ in Nairobi, DZ ab 301 US-Dollars, www.fairmont.com; Sands Hotel mit Tauchschule am Diani Beach nahe am 18-Loch-Golfplatz, www.thesandsatnomad.com;  

 

Reiseführer:

             

 

Auskünfte: Kenya Tourist Board, c/o Travel Marketing Romberg, Tel: 02104/286673; www.magicalkenya.com

 

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